Fliegerclub Eichstätt e.V.

 

1990
Aus der Luft die alten Römer suchen

"In unserem südbayerischen Raum sind Rudolf Hager und Michael Hoedt erfolgreiche Luftbildarchäologen", so berichtet die Eichstätter Zeitung im Sommer. Bereits seit 1982 haben sich diese zwei spezialisiert, die Vergangenheit in unserem Gebiert zu erforschen. Dazu hat sich als Fotoflugzeug der Motorsegler bestens bewährt. Jahr für Jahr gelingt es ihnen, neue Objekte aufzuspüren und zu fotografieren, so z.B. die römische Villa bei Möckenlohe, die ihre Entdeckung den beiden Eichstättern verdankt.
Im August finden die Bayerischen Meisterschaften der Junioren unter der Leitung von Karl Kölle und Franz Heckl statt. 26 Flugzeuge mit ihren Piloten bevölkern den Eichstätter Flugplatz.
Überhaupt ist dieses Jahr, was den Vereinssport betrifft, eines der erfolgreichsten seit Gründung des Fliegerclubs. In der DMSt erringen die Piloten Wolfgang Ludwig, Gerhard Pachowsy jun. und Heinz Pickhard erstmals den ersten Platz in der Mannschaftswertung der Junioren.
Werner Tontarra stellt einen neuen Vereinsrekord mit einem 715 km Dreiecksflug auf, der einen Tag später von Wolfgang Ludwig mit 776 km von der Hahnweide aus überboten wird. In diesem Jahr gehen die Eichstätter Piloten 95 Mal erfolgreich auf Strecke, davon sind 30 Flüge größer als 500 km.
Neben der Fliegerei wird aber auch fleißig gearbeitet. Die ASK 13 wird in Winterarbeit modernisiert. Der Rumpf erhält eine Kunststoffschale, es wird ein Bug- und ein Spornrad eingebaut und das Hauptrad erhält eine Scheibenbremse. Daß die Sonne nicht nur gut für die Thermik ist, beweisen die Elektriker unter Leitung von Norbert Pitter. Sie bauen eine Ladestation für sämtliche Flugzeugbatterien, die mit Solarstrom gespeist wird. Ebenso erhält der Startwagen eine Solarstromanlage für das Funkgerät und für die Batterie des Fahrzeuges.
Wiederholte Einbrüche im Fliegerheim machen es notwendig, daß eine Alarmanlage mit Telefonaufschaltung installiert wird und die Fenster vergittert werden.

1991
Das "Grüne Band" für hervorragende Jugendarbeit

Große Strecken haben Heinz Pickhard und Wolfgang Ludwig im Visier. Sie melden ein FAI-Dreieck über 710 km an, das Heinz auch erfolgreich umrundet. Aufgrund der guten Wetterlage will Wolfgang noch mehr Kilometer und vergrößert auf ein freies Dreieck. Sein Endanflug endet spät abends in Walting, 10 km vor Eichstätt. Trotz der Außenlandung hat er mit einer Strecke von über 850 km den bis dahin größten Flug zurückgelegt, der jemals von Eichstätt aus gestartet wurde. Diese beiden Piloten nehmen auch an der Deutschen Juniorenmeisterschaft in Neresheim teil und Heinz schafft sogar den Sprung in den C-Kader der Segelflugnationalmannschaft.
Da all diese Flüge von Jugendlichen mit Vereinsflugzeugen durchgeführt werden, zeigt, daß die Jugend- und Talentförderung ganz oben steht. Von den 156 Mitgliedern sind 72 aktive Segelflieger und davon wieder 22 Jugendliche. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß dem Verein das "Grüne Band" als Preis für gute Jugendarbeit zuerkannt wird.
Das "Grüne Band" ist ein Förderprogramm des Deutschen Sportbundes zusammen mit der Dresdner Bank und ist mit 10.000.-DM dotiert. Überreicht wird es für vorbildliche Talentförderung und beispielhafte Nachwuchsarbeit. Unter den vielen Bewerbern innerhalb Deutschlands entscheidet sich die Jury für den Fliegerclub Eichstätt.

Alt
Die Jugend von gestern bereitet den Weg...
Jung
für die Erfolge der Jugend von heute

Neben der Jak, von Joe Ade, ist das kleinste zweimotorige Flugzeug der Welt, die "Cri-Cri", beim Fliegerfest die Sensation. Das 78 kg leichte Gerät hat knapp 5m Spannweite, sieht aus wie ein Modellflugzeug, ist aber 200 km/h schnell und bringt seinen Piloten mit einer einzigen Tankfüllung von ca. 40 Litern über 1000 km weit.

1992
Ein Spielplatz wird gebaut

Unser Motorsegler D-KDGC ist 13 Jahre alt geworden. Ohne größere Reparaturarbeiten oder einer Grundüberholung gelingt es, aufgrund der Preissteigerungen bei Neuflugzeugen, diesen Motorsegler zum Einkaufspreis nach Österreich zu verkaufen.
Es wird ein neuer Motorsegler (D-KFCE), wieder von der Fa. Scheibe, erworben. Es ist der gleiche Typ, aber mit einem 80 PS Rotax Motor und deshalb für den Vereinsbetrieb besser geeignet. Dies ist einer der ersten Motorsegler in Bayern, der mit diesem neuen Motor ausgeliefert wird. Mit der größeren Leistung und dem Untersetzungsgetriebe ergibt sich ein ganz neues Start- und Fluggefühl. Wir können endlich mühelos bergauf in Richtung Osten starten. Auch die "LBS" Reklame wird wieder aufgeklebt, allerdings ist für den Sponsor eine kleine Preiserhöhung erforderlich, es ist ja schließlich ein neues Flugzeug.
Das Bundesvergleichsfliegen der Segelfliegerjugend findet diesmal unter der Leitung von Fluglehrer Jürgen Hofmann am Flugplatz Eichstätt statt. Aus ganz Deutschland reisen die Jugendlichen mit Sack und Pack incl. Flugzeug für ein Wochenende in Eichstätt an. Am ersten Tag, dem Freitag, erhalten die 43 Teilnehmer mit zwei Doppelsitzern einen Einweisungsflug durch unsere Fluglehrer. Am nächsten Tag benötigt jeder der 43 Teilnehmer drei Platzrunden zur Beurteilung. Ab 11.00 Uhr bis Sonnenuntergang werden die erforderlichen 130 Windenstarts mit nur einer Winde durchgeführt! Eine so hohe Startfolge ist bisher noch nie erreicht worden. Dies ist nur durch eine perfekte Organisation möglich, bei der alle Jugendlichen voll im Einsatz sind. Die Eichstätter Flieger zeigen wieder einmal, daß der Verein eine enorme Leistungsfähigkeit entwickeln kann, wenn es darauf ankommt. Von den Teilnehmern wird abends bestätigt, daß es so etwas bei anderen Vergleichsfliegen noch nie gegeben hat. So kann noch am Samstag abend der Bundessieger aus Hamburg bis zum Sonnenaufgang gefeiert werden.
Bei den Bayerischen Meisterschaften der Junioren in Kaufbeuren stellt Wolfgang Ludwig sein fliegerisches Talent wieder unter Beweis. Bei vier Wertungstagen erringt er drei Tagessiege sowie einen zweiten Platz und wird damit unangefochten Bayerischer Meister.
Nach langem Drängen der Mütter und Omas wird von den Vätern und Opas ein Kinderspielplatz für den eigenen Fliegernachwuchs und für die Flugplatzbesucher angelegt. Er wird eingezäunt und mit einer Schaukel, Wippe, Rutsche und Sonnenschirm ausgestattet.

1993
Endlich heißt es: "Wasser marsch"

Hilfsbereitschaft und Engagement zeichnen den Fliegerclub schon immer aus. So ist auch in diesem Jahr die Gruppe "Behindertenkurbel" bei uns am Flugplatz zu Gast. Dies ist eine gemischte Gruppe, die durch gemeinsame Freizeitgestaltung von Behinderten und Nichtbehinderten das Zusammenleben "ankurbelt". Die Piloten zeigen ihnen bei ausgiebigen Rundflügen das Altmühltal von oben. Für viele der Behinderten ist es der erste Flug ihres Lebens und entsprechend groß ist die Begeisterung und Freude.
Neben der Fliegerei sind die Bauarbeiten das zweite große Hobby des Vereins. Bis jetzt erfolgte die Stromversorgung durch Stromaggregate im Keller der Halle 5. Das benötigte Trinkwasser bringen die Mitgliedern in Campingplatzmanier mit Kanistern von zu Hause mit. Die Toilette muß mit einem Saugwagen abgepumpt werden und zur Spülung dient das gesammelte Regenwasser in den Tanks hinter der Halle. All diese Probleme gehen in diesem Jahr zu Ende. Zusammen mit den Stadtwerken wird von Wasserzell steil hoch durch den Wald eine Versorgungstrasse gelegt. Der Fliegerclub wird zusammen mit dem Parkhaus an die Kanalisation angeschlossen, erhält eine Trinkwasserleitung und einen Stromanschluß an das öffentliche Netz. Dies ist sicher ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Flugplatzes. Damit findet eine mehr als 40 Jahre dauernde Improvisation und Bastelarbeit in Sachen Energieversorgung einen erfolgreichen Abschluß.
Nach einem Probelauf von einem Jahr, in dem alle Starts und Landungen parallel mit Papier und PC aufgezeichnet wurden, wird es in diesem Jahr ernst und beim Fliegerclub beginnt das EDV Zeitalter auch am Flugplatz. Ein Fliegen ohne Grundkenntnisse am PC ist, dank Theo Berlinghof, ab diesem Jahr nicht mehr möglich. Laut Theo ist EDV mindestens genauso wichtig wie die Aerodynamik.

1994
Bretter und Nägel mit Köpfen

Bei den Nachbarvereinen, Egweil und Greding, gab es bei den Unwettern im Frühjahr Schäden an Flugzeugen durch herabfallende Bruchstücke des alten Eternit Daches. Auch unser Dach ist nicht mehr das Beste. Auf der Mitgliederversammlung Anfang des Jahres entstehen heiße Diskussionen über eine Bretterverschalung unter dem Dach, zum einen über den Preis und zum anderen über die Ausführungsvarianten.
Aus dem Kreise von Ingenieuren und Flugzeugspezialisten werden natürlich alle möglichen und unmöglichen Vorschläge gebracht und die Diskussion scheint kein Ende mehr zu nehmen. Da ergreift Max Eichenseer das Wort:
"Ihr habt alle keine Ahnung wie man das macht. Wenn jemand die Bretter besorgt, organisiere ich den Rest und im Herbst ist alles fertig und keiner braucht mir drein zu reden!"
Durch diese Aussage fühlt sich auch Viktor angesprochen und er verspricht bei Sägewerken und Zimmereien die Bretter kostengünstig zu erbetteln. Die Versammlung stimmt zu, doch keiner glaubt richtig daran.
Noch in der selben Woche fährt Viktor los, manchmal begleitet von seiner Frau Elfriede, und klappert alle ab, die Dachlatten und Bretter verarbeiten. Den größten Teil des benötigten Materials bekommt er von den Firmen Zöpfel an der Aumühle und Dirsch in der Ablaßmühle. Die Firma Vetter aus Sappenfeld übernimmt den Materialtransport. Dank Spendenquittungen und Freiflügen muß nur wenig Material zusätzlich gekauft werden. Auch Max und seine Helfer stehen zu ihrem Wort und fast jedes Wochenende wird gesägt und genagelt und bis zum Herbst sind alle fünf Hallendächer fertig. Es werden über 1000m² Bretter, 3000m Dachlatten und 50kg Nägel verarbeitet, aber sehr wenig Pflaster und Verbandsmaterial.
Auch am Flugzeugpark gibt es wieder Verbesserungen. Die beiden Schleppmaschinen DR 300 und DR 400 erhalten aus Lärmschutzgründen Vierblattluftschrauben.
Der 1992 gekaufte Rotax-Falke hat sich so gut bewährt, so daß er jedes Wochenende ausgebucht war. Die Mitglieder drängen die Vorstandschaft einen zweiten Motorsegler anzuschaffen. Jetzt ist es so weit, ein zweiter Rotax-Falke, auch wieder mit 80 PS (D-KFEC) steht am Flugplatz und das "fliegende Volk" ist wieder zufrieden.
Beim der Luftrettungsstaffel Bayern gibt es in Eichstätt einen Wechsel. Engelbert Grüner übernimmt das Amt von Michael Hoedt und wird neuer Stützpunktleiter. Das Aufgabenfeld dieser Organisation ist breit gefächert und umfaßt beispielsweise das Feststellen von Sturmschäden aus der Luft, Aufklärungsflüge in Sachen Waldbrände, Borkenkäferbefall, Bekämpfung der Tollwut durch Abwerfen von Impfködern und vieles mehr.
Der Leistungsflug kann in diesem Jahr nicht ganz an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen. Sonja Radtke kann allerdings in der Damenwertung den zweiten Platz des "Bavaria-Cups" erringen.

1995
Ein Quattro für den Seilfahrer

Bei der Jahreshauptversammlung legt Wolfgang Eichenseer nach 23 Jahren erfolgreicher Tätigkeit das Amt als Schatzmeister nieder. Gerhard Pachowsky sen. dankt unter dem Beifall der Mitglieder dem bisherigen Kassier für seine gute ehrenamtliche Tätigkeit im Verein. Einstimmig wählen die Mitglieder Jürgen Schneider zum neuen Schatzmeister.
Das Zeitalter der VW Käfer als Seilrückholfahrzeug geht zu Ende. Von der Firma Audi erhält der Fliegerclub kostenlos einen A4 Quattro V6 mit 150 PS. Es werden neue Seilausleger angebaut und dank einer automatische Einklappvorrichtung entwickelt sich der A4 zu einem der exklusivsten Seilfahrzeuge Deutschlands.
Den vereinsinternen Wettbewerb "Karl-Kölle-Pokal" beherrschen bei den Junioren die Damen. Siegerin wird Sonja Radtke gefolgt von Silke Wirsing. Bei den Senioren ist es ein Familienrennen der Familie Ludwig, wobei Heinz Ludwig als Sieger vor seinem Sohn Wolfgang hervorgeht.
Bei nationalen oder internationalen Meisterschaften sind dieses Jahr nur die Modellflieger erfolgreich. Josef Mögn jun. wird bei der Weltmeisterschaft im Modellfliegen in der Mannschaftswertung Vizeweltmeister.

1996
Mit 72 braucht man keinen Fluglehrer mehr

Segelfliegen macht in jedem Alter Spaß: dies beweist uns allen Alfred Kromp aus Attenzell in diesem Jahr. Für den 72-jährigen Flugschüler ist es endlich so weit. Nachdem er bereits die Theorieprüfung locker bestanden hat, schafft er auch die praktische Prüfung und erhält den Luftfahrerschein. "Endlich ohne Fluglehrer nach Herzenslust fliegen!" Dabei sind dies nicht seine ersten Flüge. Bereits 1940 bis 1942 begann er per Gummiseil auf dem SG 38 mit der Fliegerei, flog aber dann bis in die 90er Jahre nicht mehr.
Vom Luftsportverband Bayern wird die Streckenflugweiterbildung für Segelfluglehrer neu in das Fortbildungsprogramm aufge-nommen. Wieder ist in Eichstätt der erste Lehrgang dieser Art. Der Flugplatz eignet sich gut für derartige Lehrgänge. Er liegt im Zentrum Bayerns, hat eine gute Infrastruktur, sehr gute thermische Voraussetz-ungen und aktive Trainer mit viel Erfahrung im Streckenflug. Unter Leitung von Viktor Meyerle, Karl Kölle und Ottmar Schmidt startet dieses Pilotprojekt und trotz schlechtem Wetter wird es ein Erfolg und dient als Basis für weitere Maßnahmen innerhalb Bayerns.
Wo träumt man am besten? In einem Traumflugzeug zu zweit. Damit Träume in Erfüllung gehen wird der altgediente Doppelsitzer Twin-Astir nach Holland verkauft und von einem Duo-Discus (D-4153) abgelöst. Der Duo ist das doppelsitzige Flugzeug, von dem jeder Verein in Deutschland träumt. Bei uns wird dieser Traum Wirklichkeit.
Mit einer Gleitzahl von 1:45 und 20m Spannweite ist der Duo das beste Flugzeug im Verein und spornt zu schönen doppelsitzigen Flügen an und was man gemeinsam genießen kann, ist ja bekanntlich noch schöner.
Nicht nur der Twin, auch unsere ASW 20 (D-4689) wird in diesem Jahr verkauft, und zwar nach Nellingen in Schwaben. Da auch Fluglehrer nicht automatisch vor Schäden geschützt sind, wird die ASW 20 bei einer Außenlandung von Karl Kölle jun. in einem Getreidefeld vor dem Flugplatz Donzdorf bei starkem böigem Wind beschädigt, und man beschließt das Flugzeug nicht zu reparieren, sondern so zu verkaufen.
Eine neue Art der Überlandfliegerei wird von einigen Mitgliedern erprobt. Als "Unternehmen Albatros" starten am 4. August die zwei Flugzeuge LS 4 (E1) und DG 200 (V2) in Eichstätt zu einem sogenannten "Wandersegelflug". Zur Albatrosmannschaft gehören Elke Enhuber, Jörg Burmeister, Frank Glaser, Uwe Schulz und als Teamleiter Heinz Ludwig. Es ist geplant, passend zur Wetterlage, jeden Tag zu einem anderen Flugplatz zu fliegen, um so quer durch ganz Deutschland zu kommen. Auf diese Art und Weise fliegen sie von Eichstätt (48°52,7´N 11°11,0´E) über Arnbruck, Bayreuth, Jena-Schöngleina, Laucha, Stendal und Kammermark bis nach Waren-Vielist (53°34,1´N 12°39,2´E). Zurück geht der Weg, zuerst ein kurzes Stück mit dem Auto, dann wieder thermisch über die Wasserkuppe, dem heiligen Berg der Segelflieger, und mit einigen Zwischenlandungen nach Eichstätt. Möglich wird diese Leistung, weil die Piloten Jörg, Frank und Uwe vom sogenannten "ersten thermischen Jagdgeschwader (1.TJG)" die Anweisungen von "Commodore" Heinz strikt befolgen, welche lauten: "Wenn`s gut geht - kurbeln! Wenn`s nicht geht - weiterfliegen!"

Duo-Discus Mit unserem neuen Duo-Discus sind wir an die Leistungsgrenze der alten Winde gestoßen. Man diskutiert über die Anschaffung einer stärkeren. Ein Neukauf scheitert an den hohen Investitionskosten und steht nicht zur Diskussion. Wie in den 50er Jahren soll ein Eigenbau gestartet werden. Die ersten Teile für den Bau findet man beim Fliegerclub Dachau. Dort steht eine ehemalige Elektrowinde zum Verkauf.

Nach mehrmaligen Verhandlungen wird diese zum Preis von 24.500,- DM unser Eigentum. Fahrgestell, Trommeln, Spulvorrichtung alles ist in Ordnung, nur der Elektromotor ist für uns unbrauchbar und soll durch einen Dieselmotor ersetzt werden. Doch ein geeigneter Dieselmotor ist nicht ganz billig und so ist es dem Einsatz von Fritz Killian zu verdanken, daß der Verein von der Firma Audi kostenlos einen V8 Motor mit 300 PS aus einem Versuchsfahrzeug erhält. Das Projekt "Neubau Audi Winde" unter Leitung von Viktor Meyerle und Fritz Killian sowie einigen tüchtigen Mitarbeitern wird im Winter 1996 gestartet.

1997
"Willi Meister" und der Duo-Discus

Es wird das Jahr der Ehrungen. Beginnend bei der Jahreshauptversammlung werden für ihre Verdienste um den bayerischen Luftsport von Rainer Rose, Vizepräsident des Luftsportverbandes Bayern, Gerhard Pachowsky sen. mit der goldenen LVB-Ehrennadel und die beiden Fluglehrer Ottmar Schmidt und Karl Kölle mit der goldenen LVB-Fluglehrerehrennadel ausgezeichnet.
Im Rahmen der Sportlerehrung erhält unser Vorstand auch das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten aus der Hand von Landrat Dr. Xaver Bittl für 30jährige ehrenamtliche Tätigkeit beim Fliegerclub Eichstätt.
Erstmals zeichnet die Stadt Eichstätt neben erfolg-reichen Sportlern auch besonders engagierte Bürger im Ehrenamt aus. Viktor Meyerle bekommt für jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit beim Fliegerclub die Ehrenplakette der Stadt Eichstätt überreicht.
Die "Lausbuben Gottes", so werden die Eichstätter Dom-Ministranten genannt, und Lausbuben sind sie auch, denn bei einer Fahrt ins Blaue lotsen sie ihren Oberhirten, Bischof Dr. Walter Mixa, auf den Frauenberg. Sie schenken ihrem "Chef" einen Freiflug und setzen ihn in den Motorsegler. Bischof Walter vertraut sich trotz der Überraschung ohne zu zögern dem routinierten Piloten Heiner Helbling an und bringt seinen ersten Flug in einem Motorsegler souverän hinter sich. Seit dieser Zeit hält sich im Verein das Gerücht, daß Heiners lichtes Haar in Wirklichkeit ein Heiligenschein ist.
Im Oktober wird der neue Duo-Discus am Residenzplatz getauft und von Vertretern der beiden Kirchen gesegnet. Unter den zahlreichen Gästen aus der Stadt und den umliegenden Fliegervereinen ist auch die Vereinigung "Alte Garde" vom Luftsportverband Bayern, die ihr Jahrestreffen unter Leitung von Walter Römer in Eichstätt abhält. In seiner Rede sagt Gerhard Pachowsky sen. unter anderem:
"Wenn wir heute dem neuen Segelflugzeug den Namen "Willi Meister" geben, tun wir das, um unseren ehemaligen Ehrenvorsitzenden erneut in Erinnerung zu bringen. Willi Meister war 17 Jahre lang "Boss" des Fliegerclub Eichstätt und schuf mit seinem Ideenreichtum, dem kaufmännischen und handwerklichen Können die Grundlagen für den jetzigen Verein."
Die Ehre der Sekttaufe für den Duo Discus "Willi Meister" kommt Walter Römer zu. Dieser erinnert neben Willi Meister noch an Karl Kölle sen. und meint: "Wo sollten Flieger sonst sein, wenn sie nicht mehr fliegen, natürlich im Himmel".
Außer dem Duo-Discus ist als Kontrast auch der Schulgleiter SG 38 vom Fliegerclub Allersberg ausgestellt. Die Presse berichtet mit fetter Überschrift: "Der Schulgleiter stahl dem super modernen Duo-Discus fast die Schau".
Natürlich wird auch geflogen in diesem Jahr und nicht einmal schlecht. Eine Pilotin, Sonja Radtke und zwei Piloten, Wolfgang Ludwig und Eckhard Wehnert starten in Bayreuth bei den Bayerischen Meisterschaften. Während Sonja und Wolfgang im Feld der international startenden Piloten in der Standardklasse gute Plazierungen im Mittelfeld gelingen, trumpft Eckhard in der FAI-Klasse voll auf und belegt bei den Bayerischen Meisterschaften der FAI-Klasse den ersten Platz. Es gibt wieder einen Bayerischen Meister in Eichstätt. Wenn auch der Pilot kein Bayer ist, so gewöhnen sich doch beide, Pilot und Verein, langsam aneinander.

1998
Ein Unglück vor dem Fliegerfest

Der 6. Juni ist ein schöner wolkenloser warmer Samstag morgen, bestens geeignet für ein super Fliegerfest, nachdem der Freitag abend bereits sehr gut angelaufen war. Doch es soll anders kommen. Eine Bölkow 207 landetet, aus Laupheim kommend, in Eichstätt, um anschließend mit Copilot und zwei Verwandten nach Norddeutschland weiterzufliegen. Beim Start in Richtung Westen kann das Flugzeug nicht genügend Fahrt und Höhe aufholen, streift am westlichen Bahnende Büsche und Bäume und stürzt brennend in den Wald. Keiner der vier Insassen überlebt den Absturz.
Die Mitglieder des Fliegerclubs und die Rettungsmannschaften stehen an diesem Samstag unter schwerer Schockeinwirkung von dem bisher größten Unglück auf unserem Flugplatz. Das Eichstätter Fliegerfest wird nach dem tödlichen Unfall der fremden Fliegerkameraden abgesagt. Zusammen mit der Bevölkerung feiert der Verein am Sonntag Vormittag nur die geplante Bergmesse und die Gebete während der Messe gelten den Unglücksopfern und deren Angehörigen.
Allerdings gibt es dann auch noch ein paar erfreuliche Dinge in diesem Jahr. Der Verein bekommt wieder ein neues Flugzeug. Dieses Mal mit 18 m Spannweite und einem kleinen Hilfsmotor, damit man Abends bequemer nach Hause fliegen kann. Ventus 2 CT (D-KEEI) heißt der neue Vogel und hat eine Gleitzahl von 1:48.
Im August richtet der FCE unter Leitung von Karl Kölle jun. und Jörg Röpling die Bayerische Segelflugmeisterschaft der Junioren aus. Es ist die erste Juniorenmeisterschaft, bei der nur noch mit Logger geflogen wird, d.h. die Flugdokumentation erfolgt mittels GPS und die Piloten müssen ihre Wendepunkte nicht mehr fotografieren. Dank Frank Pitter und Theo Berlinghof liegt kurz nach Beendigung des Flugbetriebs sofort eine Wertung vor und der "Fotoauswertungsstress" bei der Wettbewerbsleitung entfällt. Stress haben in diesen Tagen nur die beiden Schleppiloten Engelbert Grüner und Peter Thanner, die bei einer Außentemperatur von mehr als 30°C einiges aushalten müssen. Nach acht Wertungstagen kann Sonja Radtke den 3. Platz unter 20 Teilnehmern erringen.
Auch sonst sind die Leistungsflieger wieder recht aktiv. Eckhard Wehnert fliegt bei den Deutschen Meisterschaften mit und belegt in diesem starken Feld den 9. Platz. Bei der DMSt sind wir, wie schon so oft, in der Mannschaftswertung erfolgreich. Die Piloten Stefan Schroth, Dirk Weid und Jörg Burmeister belegen den ersten Platz in der bayerischen Mannschaftswertung.
In gewohnter Regelmäßigkeit, findet alle zwei Jahre in Eichstätter ein Fortbildungslehrgang für Fluglehrer statt. Neben dem interessanten theoretischen Programm sind bei der praktischen Fortbildung die beiden Schleppmotorsegler aus Irsingen und Neuburg dabei und erstmalig wird am Eichstätter Flugplatz F-Schlepp mit dem Rotax-Falken durchgeführt.
Und dann ist da ja noch das Projekt "Neubau Audi Winde". Der Bau der Winde ist mittlerweile so weit, daß man vermutlich schleppen könnte. Seilgeschwindigkeitsmessungen werden bei verschieden Drehzahlen durchgeführt. Der Motortestlauf ist abgeschlossen. Die Kapprobe mit drei Seilen ist in Ordnung und somit ist alles im grünen Bereich was die Technik betrifft. Um ganz sicher zu sein, wird der Seiltrückholwagen A4 mit genau 50 km/h über den Platz gezogen und mit den voraus berechneten Drehzahlen verglichen, auch das ist okay. Nur die Papiere, die sind halt immer noch nicht okay und der Prüfer kann die Winde für den Flugbetrieb nicht freigeben.
Eine kleinen Gruppe "Windenbastler" ist unter der Woche für diese Tests am Flugplatz und kann es nicht mehr erwarten, bis der Prüfer das "Ding" endlich abnimmt. "Dann müssen wir halt noch eine Funktionsprobe machen" ist die einhellige Meinung und zwei, denen man eigentlich keine Lumperei zutraut, sind sofort Feuer und Flamme: Testpilot Heinz Ludwig auf K8 und Viktor Meyerle auf Audi V8. Funktionsprobe und Testflug verlaufen zur Zufriedenheit. Als dann glücklich alle Sachen wieder aufgeräumt sind, sagt Heinz zum Viktor: "Goi, koan älteren host nimma gfundn für des Experiment!"Nach so einer Funktionsprüfung kann auch der Prüfer nicht mehr nein sagen.

1999
Ein Stempel für die neue Winde

Das Fliegerfest und die Saison gehen ohne größere Probleme über die Bühne.
Im August veranstaltet der Fliegerclub zusammen mit dem Kreisjugendring einen Segelflug-Schnupperkurs. Dieser Schnupperkurs wird erstmals als Ferienangebot zum Kennenlernen des Flugsports angeboten. 18 Kinder und Jugendliche kommen und genießen es, neben dem Fluglehrer im Cockpit zu sitzen und das Flugzeug mit steuern zu dürfen. Die Freude der jungen Piloten ist groß, wenn sie die Kirche ihres Dorfes erkennen oder sogar das Elternhaus aus der Vogelperspektive erblicken.
Was im Winter schon begonnen wurde, ist jetzt rechtzeitig zum Fliegerfest fertig. Unter Leitung von Peter Schön entstehen neue massive Stände aus Holz, um die uns mancher Profi vom Volksfest beneidet.
Endlich ist es so weit. Die Audi-Winde ist technisch fertiggestellt, zwar immer noch ohne Verkleidung, aber dafür ist das Handbuch und damit die erforderlichen Papiere von Familie Smalla und Viktor Meyerle erstellt worden. Damit wird die Winde von unserem Prüfer Engelbert Grüner abgenommen und vom LVB unter dem Kennzeichen BAY-5850 zugelassen. Jetzt können an den sonnigen Herbsttagen noch über 100 Starts mit allen unseren Segelflugzeugen bei verschiedenen Windrichtungen und Wetterlagen zur vollsten Zufriedenheit durchgeführt werden.
Während das traditionelle Schafkopfspiel im Verein immer seltener gepflegt wird, entwickelt sich parallel zum Flugbetrieb eine kleine aber sehr aktive Zockerrunde, bestehend aus den Fliegerfrauen. Gespielt wird hauptsächlich Rommé, aber nicht um Hab und Gut, sondern um Punkte, Ehre und Spaß.
Die Startbahnmarkierungen, mit den leeren Plastikkanistern, muß laufend erneuert werden. Nach langen Überlegungen wird entschieden, die Markierungen durch ebenerdige Betonplatten zu ersetzen. Im Herbst wird nach entsprechender Vorarbeit die ganze Aktion an einem Wochenende durchgeführt. Anschließend werden noch das westliche Startbahnende und verschiedene Unebenheiten des Fluggeländes mit Erde aufgefüllt und eingewalzt.

2000
50 Jahre: ein Grund zum Feiern

6. Januar 2000, der 50. Geburtstag des Fliegerclub Eichstätt. Die meisten Vereinsmitglieder sind beim Skifahren. Nur ein Quartett findet in der Werkstatt während der Arbeit kurz Zeit, an diesen für den Verein wichtigen Tag zu denken. Bis zur Jahreshauptversammlung ist dann klar: wir werden diesen Geburtstag auch entsprechend feiern.
Solche Jubiläen regen auch an, einige Jahre zurückzublicken und für Viktor Meyerle und Ottmar Schmidt bedeutet dies, daß beide nach jahrzehntelanger erfolgreicher Tätigkeit in der Vorstandschaft ihre Ämter an Jüngere übergeben möchten.
50 Jahre Fliegerclub Eichstätt e. V.
Viktor Meyerle, Gerhard Pachowsky sen., Jürgen Schneider, Dieter Stein

Allerdings werden beide nur ihre Verantwortung in der Vorstandschaft abgeben, ihr Einsatz im Verein wird hoffentlich bleiben. Peter Schön und Heinz Pickhard werden neu in die Vorstandschaft gewählt, Karl Kölle jun. wird zweiter Vorsitzender. Zum Dank für den überragenden Einsatz im Verein und als zweiter Vorsitzender ernennt die neue Vorstandschaft Viktor Meyerle zum Ehrenmitglied. Um die Verdienste engagierter Mitglieder auch würdigen zu können, werden zum ersten Male Ehrenauszeichnungen vom Fliegerclub Eichstätt verliehen, wobei neben Viktor, auch Ottmar Schmidt und Hans Schmid mit dem "Lililienthalpreis in Gold" ausgezeichnet werden. Hans Schmid war und ist immer noch eine treibende und unterstützende Kraft beim Aufbau und bei der Gestaltung des Vereins.
Bei einem Empfang in der Münchner Residenz überreicht Kultusministerin Monika Hohlmeier eine Ehrenmedaille für besondere Verdienste um den Sport an Viktor Meyerle.
Da es beim Lackieren und bei der Kunststoffbearbeitung öfter Probleme mit Staub und Temperatur gibt, benötigt unser Luftfahrttechnischer Betrieb eine Lackierkabine. Im Keller unterhalb der Halle 5 wird deshalb ein "Kunststoff- und Lackierzentrum" mit Lüftung und elektrischer Heizung gebaut.
Im Rahmen der 50-Jahrfeier laufen das ganze Jahr über die Vorbereitungen, um am 17. September einen Tag der offenen Tür mit Rundflügen für die Bevölkerung zu veranstalten und am 7. Oktober einen Festakt für die Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins im Alten Stadttheater zu organisieren.

Ein Wunsch zum Schluß

Als Geburtstagskind wünscht sich der Verein, daß bei der 100-Jahrfeier im Jahre 2050 noch genauso viel Begeisterung für die Fliegerei besteht und der Verein, wie in den letzten fünfzig Jahren, nach Rückschlägen nur noch stärker in die Zukunft blickt und man dann sagen kann:

"Die letzten 50 Jahre waren genauso erfolgreich wie die ersten 50 Jahre."