Fliegerclub Eichstätt e.V.

 

1970
2600 Kilometer an einem Wochenende

Die Jahreshauptversammlung findet in der Gaststätte "Frey" mit einer großen Feier zum 20-jährigen Bestehen des Vereins statt. Verdiente Mitglieder erhalten eine Auszeichnung: Ehrennadel in Gold vom LVB an Karl Kölle sen. und Viktor Meyerle, in Silber an Alfons Meister, Walter Wimmer und Ulli Zittenzieher. Auch Oberbürgermeister Dr. Hans Hutter ist bei dieser Feier anwesend. Bei der anschließenden Neuwahl des Vorstandes wird die "alte Mannschaft" bestätigt.
Ottmar Schmidt und Oswald Spörl haben die Ausbildung zum Segelfluglehrer erfolgreich bestanden und können jetzt beim Schulbetrieb aktiv eingesetzt werden. Viktor Meyerle wird vom LVB als Gruppenfluglehrer bestellt und Josef Schels legt die Prüfung als Flugzeugschweißer ab.
An einem Samstag im Juni ist alles in der Luft, was Flügel hat. Walter Römer startet zu einem 500km Flug, schafft aber dieses Dreieck leider nicht ganz. Glücklicher sind seine Vereinskameraden Ottmar Schmidt und Viktor Meyerle, die nach einem Zielrückkehrflug von 400km (Wasserkuppe und zurück) mit K6E und SF 27 und einer Flugzeit von über sieben Stunden wieder in Eichstätt landen. Zu einem erfolgreichen Dreiecksflug über 300km (Eichstätt - Bruck - Burg Feuerstein - Eichstätt) starten dann am Sonntag Helmut Durst, Oswald Spörl, Josef Schels und Dieter Enzinger mit den Flugzeugen K6E, L-Spatz, SF-27 und K6. So werden an einem Wochenende über 2600km im Segelflug von Eichstätt aus zurückgelegt.
Damit nicht wie bisher alle Überlandflüge von der Winde aus gestartet werden müssen, entschließt man sich zum Kauf einer Schleppmaschine. Die Piper PA 18 (D-EHCO) ist zwar nicht mehr ganz neu und hat noch keinen Anlasser und auch nur magere 90 PS, aber die Holzflugzeuge des Vereins sind nicht so schwer und die Vereinskasse läßt keine größeren Anschaffungen zu.

1971
Ottmar Schmidt wird Deutscher Meister

Ottmar Schmidt
Der Sieger Ottmar Schmidt
Zum ersten Mal veranstaltet der Deutsche Aeroclub DAeC in Dinslaken die Deutsche Meisterschaft in der Clubklasse. Aufgrund seiner fliegerischen Leistungen bei früheren Wettbewerben wird Ottmar Schmidt vom Luftsportverband Bayern LVB für diese Meisterschaft nominiert. Mit seiner Mannschaft, Hans Schmid, Ferdinand und Karl Kölle jun., fährt er für zwei Wochen in den Ruhrpott um sich dort mit den Besten seiner Klasse zu messen. Nach sechs hart umkämpften Wettbewerbstagen steht Ottmar als Sieger fest.
Dies ist die größte sportliche Leistung, die ein Vereinsmitglied im Segelflug bis heute erreicht hat. Der Verein und die Stadt Eichstätt bereiten ihm einen großen Empfang zuerst am Marktplatz, im Rathaus und dann natürlich am Flugplatz. Dies geht sogar so weit, daß Landrat Regler aus einer dienstlichen Sitzung geholt wird, um dem frischgebackenen Deutschen Meister verdiente Glückwünsche zu überbringen.

Aber auch sonst geschieht noch einiges in diesem Jahr. Bereits im März wird der erste Motorsegler für den Verein, ein Motorfalke SF 25B (D-KBIC), von der Fa. Scheibe mit 45 PS Stamo-Motor und Stützrädern gekauft.
Da die alte Flugzeughalle aus Holz zwischenzeitlich viel zu klein ist, wurde bereits im Herbst 1970 mit dem Bau einer neuen Halle begonnen. Die beiden Motorflughallen werden jetzt fertiggestellt, um Piper, Emeraude und Motorsegler unterstellen zu können.
Im Dezember wird von den Mitgliedern unter Leitung von Arno Jägle im "Do-it-yourself-Verfahren" die 750m lange Zufahrtsstraße zum Flugplatz begradigt, aufgefüllt und geteert. Über 500 Tonnen Splitt und Steinbruchabraummaterial benötigt man für den Unterbau der Straße. Auch der Hallenvorplatz wird bei dieser Gelegenheit gleich mitgeteert. Unterstützt von Eichstätter Geschäftsleuten mit Baumaschinen, Baumaterial und Geldspenden, beträgt die Bauzeit zwei Monate und noch heute ist diese Straße die einzige Zufahrt zum Flugplatz. In der Eichstätter Presse wird die neue Straße ganz einfach "Waschetten-Avenue" genannt.

1972
Tausche Emeraude gegen Jodel

Die "Emeraude, D-EBAH" wurde beim Kauf der Jodel DR 300 in Zahlung gegeben. Hans Lang aus Hilpoltstein erwarb sie und stationierte sie in Schwabach. 1979 kaufte die Emeraude Herr Blazevic aus Erlangen. Sie wurde in Herzogenaurach stationiert. Schließlich 1981 erwarb sie Herr Doppelbauer aus Gunzenhausen. Dieser verkaufte sie 1996 nach England, wo der Eigenbau aus Eichstätt - jetzt als "G-BXAH" - heute (2011) noch auf dem Flugplatz Sandown/Isle of Wight fliegt.
Als Nachfolger für die Emeraude kommt eine kräftige Schleppmaschine, eine Jodel DR 300 mit 180 PS und dem Kennzeichen D-ENJN.
Man startet den ersten Versuch eines Fliegerfestes. Noch recht primitiv mit Gasöfen in der Halle als "Händlgrill nach Hausfrauenart" und die Semmeln im Zehnerpack vom Gubi wird es doch ein Erfolg. Die positive Resonanz ermutig die Sache fortzusetzen und zu verbessern.
Nach seinem Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft in Dinslacken, nimmt Ottmar Schmidt in diesem Jahr an einem europäischen Vergleichsfliegen teil und belegt dort den sechsten Rang. Bei den Bayerischen Meisterschaften in Schweinfurt kann er die Konkurrenz förmlich deklassieren und sichert sich den ersten Platz.
Auch die Sparte Modellflug, mit Modellflugreferent Horst von Spannenberg, ist wieder wie schon viele Jahre zuvor recht aktiv. Vater und Sohn Mögn sind das Aushängeschild dieser Sparte. Während der Vater in diesem Jahr nochmals von den Bayerischen Meisterschaften aus München mit einem ersten Platz nach Hause kommt, muß er erkennen, daß der eigene Sohn immer mehr zum stärksten Konkurrenten wird und sich bei jedem Wettbewerb die Plazierungen verbessern. Der Modellflug stößt auch bei den Jugendlichen auf großes Interesse und der traditionelle UHU-Wettbewerb muß auf Grund der vielen Teilnehmer sogar zweimal abgewickelt werden.
Im Herbst wird ein Wassertank mit 15000 Litern hinter der Halle aufgestellt. Das gesammelte Regen-wasser von den Hallen-dächern dient einmal als Löschwasservorrat und zum anderen als Waschwasser. So entsteht die erste Wasserversorgung für den Flugplatz. Das benötigte Trinkwasser transportieren die Mitglieder nach wie vor in Kanistern zum Flugplatz.
In den Wintermonaten treffen sich die aktiven Mitglieder immer Dienstags und Donnerstags in der Werkstätte am Volksfestplatz, um die Flugzeuge zu überholen (120 Pflichtstunden für jedes Mitglied im Jahr sind eine Selbstverständlichkeit).
Im Zuge der Gebietsreform kommt Eichstätt zum Regierungsbezirk Oberbayern und damit der Fliegerclub zum Luftamt Südbayern.

1973
Das Kunststoffzeitalter beginnt

Das Frühjahr beginnt sehr erfreulich, denn der Verein erhält das erste Kunststoff-flugzeug, einen Standard Cirrus mit der Gleitzahl 1:36, das zum damaligen Zeitpunkt beste Segelflugzeug in der Standardklasse. Dafür wird der L-Spatz (D-1380) verkauft. Da nach diesem Kauf die Vereinskasse wieder leer ist, wird für den Standard Cirrus ein geschlossener Transportanhänger selbst gebaut.

Mit diesem Flugzeug gelingt es Ottmar Schmidt, das erste Dreieck über 500km von Eichstätt aus zu fliegen. Es ist schon fast selbstverständlich, daß die Mittelfränkische Meisterschaft im Segelflug wieder in Eichstätt stattfindet, obwohl wir zwischenzeitlich zu Oberbayern gehören. Unsere "thermische Heimat" bleibt trotz der neuen politischen Grenzen der Jura und die fränkische Alb.
Auch die Sparte Modellflug ist wieder recht aktiv und erfolgreich und die Deutsche Modellflugmeisterschaft wird in Eichstätt ausgerichtet.
Standard Cirrus

1974
Und er sprach es werde Licht

Neben der Fliegerei ist der Verein auch in Sachen Bauarbeiten recht aktiv und die Motorseglerhalle (Halle Nr. 5) mit Aggregatraum und Garage entstehen. Das erste Stromaggregat, ein Einzylinder Diesel, kann günstig erworben werden und zum ersten Mal brennt elektrisches Licht am Flugplatz. Zusätzlich wird die heutige Tankstelle mit zwei großen Erdtanks errichtet.
Nach unendlich vielen Schulstarts wird die alte Mü-13E (Bergfalke II) nach 20 Jahren in den Ruhestand geschickt und an die Fa. Scheibe verkauft. Eine Verfügung des Luftfahrtbundesamts macht dies erforderlich. 9100,- DM kostete einst der Doppelsitzer Mü-13E. Jetzt müssen 35.000,- DM für das neue doppelsitziges Segelflugzeug, die ASK 13 mit dem Kennzeichen D-2352, bezahlt werden.
Da die Zahl der flugbegeisterten Piloten immer mehr steigt, kommt auch der Wunsch nach einem zusätzlicher Doppelsitzer auf. Hiermit könnten auch Überlandflüge zu zweit, und für die Schulung Einweisungen mit Schüler und Lehrer durchgeführt werden. Ein Bergfalke IV (D-5900) mit Laminarprofil und der Gleitzahl von 1:34 soll diese Wünsche erfüllen.

Auch unsere alte "Pfeiffer-Eintrommel-Winde" SW-BAY-1053, zuletzt mit einem BMW-Motor 120 PS, wird außer Dienst gestellt und verschrottet. Als Ersatz soll eine noch gut erhaltene "Tost-Doppeltrommel-Winde" von einem Verein aus Norddeutschland ihren Dienst tun, die mit einem Opel Motor Diplomat V8 mit 230 PS ausgerüstet ist.
Es ist September und ideales Wetter für einen Gebirgsflug. Eine Mannschaft mit vier Flugzeugen startet nach Wien, um dort ein Wochenende zu verbringen. Heinz Helbling und Ferdinand Kölle mit dem Motorsegler, die Familien Hess und Herzner mit der eigenen Rocket, genau so wie Familie Schmid und mit der Piper des Vereins Franz Biber mit Copilot Werner Tontarra.
Es wird ein unvergeßliches Wochenende einschließlich der Zwischenlandung in Vilshofen beim Rückflug. Nach der Landung werden die vier Flugzeuge, alle schön in "Reih und Glied" vorschriftsmäßig neben der Bahn abgestellt. Aufgrund eines defekten Fahrwerks rollt die Moran des Vilshofener Fliegerclubs von der Landebahn direkt in zwei der abgestellten Eichstätter Flugzeuge. Am Motorsegler entsteht ein Schaden von ca. 20.000,- DM und an der Rocket von Michael Hess ca. 70.000,- DM. Da beide Maschinen nicht mehr flugfähig sind, starten Hermann Ziller mit seiner Piper und unsere Jodel, um die Passagiere nach Eichstätt zurückzubringen. Der Motorsegler und die Rocket folgen per Anhänger bzw. auf dem Lastwagen. Die Schäden an Rumpf und Flächen werden repariert und bald können beide Flugzeuge wieder fliegen.

1975
Die Brandkatastrophe

Brand Ausgelöst durch eine Brandstiftung wird am 28. Januar 1975 die enorme Arbeit und Aufbauleistung von 25 Jahren schlagartig vernichtet.
Die Segelflugzeughalle, der alte Holzbau, mit den Vereinsflugzeugen Bergfalke IV, ASK 13, K6E und K8b brennt völlig ab. Ebenso die privaten Segelflugzeuge Standard Cirrus von Josef Schels und der Phöbus von Jürgen Smalla. Neben den Flugzeugen werden ein Flugzeuganhänger, der Wohnwagen von Alfons Meister und viele für den Verein wichtige Dinge in der Halle und die an die Halle angebaute Flugleitung ein Raub der Flammen. Es entsteht ein Schaden von etwa 300.000,- DM. Glück im Unglück hatte der Verein, daß Mitte Januar, eine Woche vor dem Brand, die SF 27 nach Roth verkauft wurde und der St. Cirrus noch in der Werkstätte am Volksfestplatz stand.
Die gemauerte Halle mit den Motorflugzeugen hält dem Feuer stand.

Nachdem man sich vom ersten Schock erholt hat, beruft der Vorstand noch am selben Tag eine außerordentliche Versammlung ein und beschließt sofort mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Unmittelbar danach erarbeitet die Vorstandsschaft einen Bauplan für eine Segelflugzeughalle, ein Vereinsheim und eine Werkstätte.
Wenige Tage nach Freigabe der Brandstelle durch die Polizei beginnen sofort die Aufräumarbeiten. Der lang geplante Fliegerball am 1. Februar, vier Tage nach dem Brand, wird trotzdem abgehalten und macht den Auftakt für eine große Spendenaktion, die den Wiederaufbau des Fliegerclubs unterstützt. Es beginnt mit einer Tombola, wobei die Ballbesucher großzügig spenden und setzt sich in den Geschäften durch das Aufstellen von Sparschweinen fort. Viele Vereinsmitglieder, aber vor allem Privatleute und Firmen, lassen dem Fliegerclub Geld- und Sachspenden zukommen oder stellen Arbeitsmaschinen für den Hallenbau zur Verfügung. Auch die Unterstützung der umliegenden Fliegerclubs sowie der Eichstätter Vereine ist sehr hilfreich. So sammeln zum Beispiel der BBC oder der VfB während ihrer Veranstaltungen für die Flieger und der Boxclub stellt seine Sporthalle für ein Bockbierfest zur Verfügung.
Mit Freude kann der Vorstand feststellen, welch großen Rückhalt der Verein bei der Bevölkerung hat. Rund 400 Einzelspenden sind in Kürze eingegangen und neben Geldzuwendungen erhält der Fliegerclub auch viele Sympathiebeweise in schriftlicher und mündlicher Form.
Dank des Einsatzes des unvergessenen MdL Gustl Schön erhält der Verein eine finanzielle Hilfe vom Freistaat Bayern. Mit diesem Zuschuß und den zahlreichen Spenden ist der Verein in der Lage, den Wiederaufbau umgehend zu realisieren. Die Brandversicherung erstattet nur den Zeitwert der alten Holzhalle.
Fast alle aktiven und auch viele passive Mitglieder des Fliegerclubs nehmen Urlaub, um am Bau mitzuarbeiten. Nur durch diesen grandiosen Arbeitseinsatz kann das umfangreiche Bauprojekt in einer Rekordzeit fertiggestellt werden. So wird z.B. an nur einem Samstag das Dach mit einer Fläche von ca. 1000m² fix und fertig eingedeckt.

Bereits am 17. Mai, 109 Tage nach dem Brand, kann ein Hallenfest in diesem Neubau abgehalten werden. Beim Festakt segnet Dompfarrer Scherb neben der neuen Halle auch zwei neue Segelflugzeuge und zwar einen Doppelsitzer ASK 13 (D-3971) und eine K8b (D-8657). Für den Fliegerclub sind diese beiden Segelflugzeuge sehr wichtig, um die Pilotenausbildung und den Flugbetrieb wieder aufnehmen zu können. Neubau

Im Sommer finden sich wieder 30 Piloten zur Mittelfränkischen Meisterschaft im Segelflug in Eichstätt ein.
Trotz der vielen Arbeit, Urlaub muß auch sein. So starten einige Vereinsmitglieder im August zum Urlaubsfliegen in die Alpen. Nachdem man jahrelang immer in Reutte in Tirol war, fährt der Konvoi, bestehend aus Wohnwagen und Flugzeuganhängern, dieses Mal in die Schweiz, nach Samedan im Engadin.
Im Herbst wird dann noch ein drittes, damals neu auf den Markt gekommenes Segelflugzeug, ein Astir CS (D-6509) von der Firma Grob gekauft, um den Piloten nach der harten Arbeit genügend Flugzeuge zur Verfügung stellen zu können, denn nichts ist für einen Fliegerclub wichtiger als Flugzeuge.

1976
Es kann nur noch aufwärts gehen

Im vergangenen Herbst hatte Karl Kölle jun., während seines Studiums, als sogenanntes praktisches Semester, bereits alle Prüfungen zur Erlangung der Fluglehrerlizenz abgelegt und beginnt nun seine erste Flugsaison als neuer Fluglehrer.
Der Verein erholt sich, dank des überdurchschnittlichen Einsatzes vieler Mitglieder, recht schnell von der Brandkatastrophe und die Eichstätter Segelflieger fahren fort, einen modernen Flugzeugpark aufzubauen. Für die Nachwuchspiloten wird eine gebrauchte ASW 15 (D-0825) gekauft. Gleichzeitig strebt man nach Größerem und kauft, gebraucht von der Fa. Schempp Hirth, einen Nimbus II (D-3118) mit 20m Spannweite, das erste Flugzeug der offenen Klasse in der Vereinsgeschichte. Auch die Motorflieger sollen nicht zu kurz kommen und erhalten eine Cessna 172 (D-EGJC). Um dies alles finanzieren zu können, wird das Grundstück in der Schottenau mit Werkstätte und Unterrichtsraum an den Landkreis Eichstätt verkauft, da diese Räume mit dem neuen Hallenbau jetzt am Flugplatz vorhanden sind.
Aufgrund der neuen Flugzeuge geht es mit der Leistungsfliegerei auch wieder aufwärts und so gelingen drei 500-km-Flüge an einem Tag durch die Piloten Norbert Pitter mit Nimbus II, Harald Dornberger mit seiner Hornet und Viktor Meyerle mit Standard Cirrus.

Nachwuchs
In diesem Jahr ist das größte "Kapital" des Vereins die Jugendgruppe und die Nachwuchspiloten
Obwohl das alljährige Hallenfest dieses Mal von "oben stark befeuchtet" wird und erst am Nachmittag das Wetter sich bessert, wodurch mehr und mehr Besucher zur Waschette pilgern, schreibt die örtliche Presse:
"Die Veranstalter taten alles um die Gäste in Stimmung zu bringen und zum Abschluß zweier gelungener Tage mit Eichstätter Fliegern spielte das "Allround Quartett", unterstützt von Hansl Schmid, der sich immer mehr zum Rocksänger und Starjodler entwickelt".

Im Herbst drücken fünfzig angehende Segelflugpiloten in der Gesamthochschule in Eichstätt die Schulbank. Gruppenfluglehrer Viktor Meyerle ist es zu verdanken, daß der Theorieunterricht für den mittelbayerischen Raum in Eichstätt zentralisiert wird. Die hiesigen Fluglehrer übernehmen den Unterricht in den einzelnen Fächern. In Anbetracht der hohen Schülerzahl kommt das Luftamt Süd mit seinen Prüfern nach Eichstätt und nimmt hier die Prüfung ab. Dies ist einmalig in ganz Bayern und wird noch einige Jahre wiederholt, bis die zuständigen Beamten nicht mehr bereit sind "aufs Land" zu fahren und die Prüflinge alle in München antreten müssen.
An manchen Regentagen geht es im Vereinsheim zu wie in einer Spielhölle. Schafkopfen ist angesagt. Karl Kölle sen., Sepp Pfaller und Helmut Durst sind die treibenden Kräfte im Verein. Da auch die Geselligkeit gepflegt werden muß, organisiert auf Drängen dieser "Spielsüchtigen" Karl Kölle jun. im Herbst das erste Vereinsschafkopfrennen. Wie soll es anders sein, Helmut Durst wird der erste Schafkopfkönig beim Fliegerclub Eichstätt.

1977
Dank an einen Vorsitzenden

Auf der Jahreshauptversammlung wird Willi Meister zum Ehrenvorsitzenden des Fliegerclubs ernannt. Vorsitzender Gerhard Pachowsky sen., dankt unserem "Boss" für die überdurchschnittliche Leistung bei der Vereinsgründung, denn Willi Meister war ohne Zweifel der treibende Motor des Vereins während seiner Zeit als Vorstand. Nicht nur der Bau von Motor- und Segelflugzeugen, welche er als Holzfachmann tatkräftig unterstützte, sondern auch der Blick für die Zukunft zeichneten Willi Meister aus. So verdanken wir ihm unser heutiges Fluggelände auf der Waschette. Er stellte seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche immer und alle Zeit an die letzte Stelle seines Handelns, wenn es um die Fliegerei ging.
In diesem Jahr gibt es einen großen Aufschwung beim Flugbetrieb. Mit 23 Flugschülern und 1600 Schulstarts sind die Fluglehrer voll ausgelastet. Erstmals werden die vorhandenen Kunststoffsegelflugzeuge ASTIR und ASW 15 auch für die Ausbildung verwendet. Im Leistungsflug legen die Piloten insgesamt 10.000 km zurück. Die weitesten Flüge sind viermal 500 km und viermal 300 km. Es werden auf sechs Vereinsflugzeugen insgesamt 2559 Starts mit einer Gesamtflugzeit von 1286 Stunden absolviert.
Auch sonst ist der Verein überregional sehr aktiv. Es findet, im Auftrag des Innenministeriums gemeinsam mit der Bayerischen Bereitschaftspolizei, ein Luftbeobachterlehrgang statt und am Jahresende wird ein Sprechfunklehrgang mit über 40 Teilnehmern aus den umliegenden Vereinen mit großem Erfolg beendet.
Ein tragisches Ereignis überschattet dieses Jahr. Am 17. Juni stürzt unser aktives Mitglied Hermann Ziller mit seinem Flugzeug zwischen Dollnstein und Eberswang ab. Er war ein beliebtes und geachtetes Mitglied des Vereins und erwarb sich große Verdienste beim Wiederaufbau der Flugzeughallen.

1978
Das traurigste Jahr in der Vereinsgeschichte

Am Samstag, den 5. August, ereignet sich ein tragischer Unfall auf dem Flugplatz Eichstätt. Mathilde und Michael Hess, beide 39 Jahre alt, kommen bei einem Flugzeugabsturz auf der Waschette ums Leben. Mit dem Bauunternehmerehepaar aus Gerstdorf verliert der Fliegerclub Eichstätt zwei sehr beliebte Mitglieder, die das gesellige Vereinsleben pflegten und beim Wiederaufbau wertvolle Arbeit leisteten.

Nur wenige Tage später, am 9. August, am Tage der Beerdigung von Mathilde und Michael, stirbt völlig überraschend durch Herzversagen Karl Kölle sen.
Karl Kölle war Gründungsmitglied des Vereins und von Anfang als Mitglied der Vorstandschaft für die Gestaltung des Vereins wesentlich mitbestimmend. Als Fluglehrer der ersten Stunde haben ihm viele Vereinsmitglieder ihre ersten Alleinflüge zu verdanken. Auch als Werkstattleiter war er stets bemüht, junge Leute in den Verein zu integrieren. Seine Werkstattarbeit ging so weit, daß beim Bau der Emeraude viele Flächenrippen zu Hause in der Wohnung gebaut wurden. Auch nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn, auf Grund großer Bandscheibenprobleme, war er bei jedem Flugbetrieb als Flugleiter im Einsatz, förderte den Leistungsflug innerhalb des Vereins und war auch als Rückholer bei manchen Meisterschaften aktiv. Ein Flugbetrieb oder eine Vereinsveranstaltung ohne Karl Kölle sen. war bis zu diesem Tag nicht denkbar und es sollte lange dauern, bis diese Lücke geschlossen sein würde.
Karl Kölle sen.

Da ja der Bergfalke IV verbrannte, verstummt der Wunsch nach einem zweiten Doppelsitzer im Verein nie. Jetzt ist es soweit. Ein neuer Doppelsitzer, ein Twin Astir (D-4846), der sich besonders für Überlandeinweisung und Leistungsflug eignet, steht in der Halle. Der Twin Astir ist eine Neuentwicklung der Fa. Grob mit einer Spannweite von 18m und einer Gleitzahl von 1:38. Der Kaufpreis beträgt 45.000,- DM.
Im Rahmen einer Werbeaktion für den Segelflugsport stellt man den neuen Doppelsitzer am Domplatz aus. Unter dem Motto "Sinnvolle Freizeit Segelfliegen" geben die Eichstätter Flieger den zahlreichen Interessenten Auskunft über den Flugsport und die Ausbildung zum Piloten. Beim Fliegerfest tauft Landtagsabgeordneter Gustl Schön den neuen Doppelsitzer auf den Namen "Freistaat Bayern". Prominente Gäste wie Landrat Regler und Oberbürgermeister Kärtner nehmen an der Taufe teil.

Zurückversetzt in die Zeit Otto Lilientals fühlt man sich, als beim Fortbildungslehrgang für Fluglehrer das von Heiner Neumann aus Manching selbst gebaute Gleitflugzeug "Ulf" vorgeführt wird. Das nur 50kg schwere Fluggerät startet er zu Fuß, bergab laufend, mehrmals vom Modellfluggelände aus und segelt dann einige Zeit zwischen Burg und Flugplatz entlang. Fluggeräte dieser Art waren die Geburtshelfer der heutigen Ultraleichtflugzeuge.

1979
Immer mehr PS sind gefragt

Unser erster Motorsegler SF25B (D-KBIC) mit 45 PS hat nach neun Jahren ausgedient und wird nach Neuburg verkauft. Da der Motorsegler im Verein ein gefragtes Fluggerät ist, wird sofort ein neuer modernerer Motorsegler, mit einem Zweibeinfahrwerk und einem Limbach-Motor mit 60 PS, von der Fa. Scheibe erworben. Das neue Zweibeinfahrwerk bewährt sich sehr gut auf unserem nicht ganz ebenen Flugplatz. Der neue Motorsegler mit dem Kennzeichen D-KDGC erhält zur Aufbesserung der Vereinskasse die Reklameaufschrift "LBS".
Unsere erste Schleppmaschine, die Piper PA 18 mit 90 PS, kann mit dem neuen Trend, "immer schneller und immer mehr Leistung", nicht mehr mithalten und wird nach Höxter veräußert.
Der neue Motorsegler ist so beliebt, daß es einige Piloten, nicht erwarten können bis das Frühjahr kommt. Jedes sonnige Wochenende wird auch im Winter genutzt und die Entscheidung ist immer sehr schwierig, gehe ich skifahren oder gehe ich zum Fliegen, denn dank des neuen Motorseglers ist jetzt beides möglich.