Fliegerclub Eichstätt e.V.

 

Ein Rückblick

oder

Von der Gleitzahl 1:10

Gleitzahl 10
Willi Liepold mit SG 38

zur Gleitzahl 1:48

Ventus
Viktor Meyerle mit VENTUS

1950
Gründung des Fliegerclub Eichstätt e.V.

Am Freitag, dem 6. Januar 1950, nachmittags um 15.00 Uhr findet im Hotel Traube die Gründungsversammlung des "Segelflug-Modellbau-Club" statt. Aufgrund einer handschriftlichen Kennzeichnung auf der Einladungsliste sind uns die folgenden Mitglieder als Gründungsmitglieder aus dieser ersten Versammlung bekannt.

Am 6.Januar 1950 werden als aktive Mitglieder registriert:

Ballnath Arthur Ostenstraße F 75
Döbler Hermann Domplatz A 32
Holmer Siegfried Leuchtenbergstraße A 37
Hutterstein Hans Westenstraße B 128
Karl Josef Westenstraße H 43
Kölle Karl Weinzierlsiedlung
Meister Willi Marktplatz B 137
Scharinger Franz Ostenstraße F 61
Schönfelder   Marienstein
Sponheimer Hans Marktplatz B 161
Stöckl Melchior Kl. Marktstraße B 153
Vogt Karl Webergasse C 299
Weigl Hubert Bei Schneiderei Dorsch
Zeitlinger Otto Westenstraße B 217
Zinsmeister Ernst Mariensteinerstraße H 53
Willi Meister
Der Boss

Die Hauptaktivitäten im Gründungsjahr liegen im Modellflugbereich und in der Weichenstellung für das künftige Vereinsleben.
Am 30. August 1950 kann der Fliegerclub ein Grundstück auf der Volksfestwiese pachten. Von der Stadt Eichstätt wird zur Auflage gemacht, das bestehende Fliegerheim, ein Holzhaus am Schneebeerenweg, abzubauen und auf diesem neuen Gelände aufzustellen. Umgehend wird mit dem Umsetzen des Fliegerheims begonnen.

1951
Endlich wieder richtig fliegen

Am 27. Januar 1951 feiert der Fliegerclub seinen ersten Fliegerball der Vereinsgeschichte im Stadtkeller: ein Schwarz-Weiß-Ball, der großen Anklang bei der Bevölkerung findet.
Die Aktivitäten der "Fliegerkameraden" beschränken sich aber immer noch auf die Planungen für die Zukunft und auf das Modellfliegen, da der Flugsport in Deutschland nach dem Kriege immer noch verboten ist. Die Modellflieger nehmen bereits an Wettbewerben und Vergleichsfliegen in Nürnberg, Weißenburg, Schwabach, Pappenheim usw. teil. So wird am Häringhof Mitte April ein Vergleichsfliegen mit Ingolstadt durchgeführt. Im Versammlungsprotokoll ist nachzulesen: "Ingolstadt hat sich mit 20 Modellen angemeldet, darunter drei Benzinmotormodelle. Unser Club wird hier nicht nachstehen und ebenfalls mit seinen besten Modellen aufwarten müssen."

Bekanntlich gibt es beim Fliegen keinen Stillstand und speziell der Fliegerclub Eichstätt schaute schon immer nach vorne und investierte für die Zukunft. Man ist sich sicher, daß bald der Flugsport wieder erlaubt wird und trifft die entsprechenden Vorbereitungen.
Nachdem im Dezember 1950 bereits beschlossen wurde, eine Schleppwinde zu bauen, muß man jetzt rechtzeitig mit dem Bau eines Segelflugzeuges beginnen, damit dann, bis zum ersten Start, nicht all zuviel Zeit verloren geht. Daß dies alles noch geheim geschehen muß, beweist ein Auszug aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung vom 08.03.51:

Punkt 2, Segelflugzeugbau Vorstand Willi Meister rechtfertigte die Unstimmigkeiten über den geheimen Bau eines "Babys". Meister gab den Clubkameraden zu verstehen, daß er, da ja keine andere Möglichkeit vorhanden sei, gezwungen ist, das "Baby" in seiner Privatwerkstatt zu bauen. Ferner gab Meister der Versicherung Ausdruck, daß sämtliche Kameraden, die am Bau des Flugzeuges nicht beteiligt werden können, später beim Fliegen auch deswegen in keiner Weise benachteiligt werden, sondern genau so einen Anspruch daran haben wie jeder andere Clubkamerad.

Parallel zum Bau des Baby sucht der Verein eine Unterstellmöglichkeit für den bereits vorhandenen Schulgleiter SG 38. Der damalige Stadtdirektor Arthur Ballnath hatte diesen SG 38 in einem Schuppen am Graben vor der Besatzungsmacht versteckt. Dieser Schuppen mußte geräumt und somit das Flugzeug abgebaut im neuen Fliegerheim in der Schottenau aufbewahrt werden.

Am 8. Juni 1951 wird in einer Mitgliederversammlung der Name des Modellbauclubs auf "Fliegerclub Eichstätt e.V." geändert, eine neue Satzung verabschiedet und die Vorstandschaft gewählt.

1. Vorstand Willi Meister
2. Vorstand Melchior Stöckl
Schriftführer Walter Pestel
Segelflugreferent Hans Hutterstein
Technischer Leiter Karl Kölle sen.
Modellflugreferent Willi Liepold
In Juni 1951 ist es endlich so weit. Der Segelflug in Deutschland ist wieder erlaubt. Sofort werden, dank des versteckten SG 38, die ersten Starts auf dem Volksfestplatz und am Häringhof mit dem Gummiseil durchgeführt.
Jetzt wird natürlich der Bau der ersten Startwinde noch mehr vorangetrieben. Die ersten Windenschlepps finden auf den Aumühlwiesen statt. Die Winde hat noch keine Bremse. Die Seiltrommel muß mit einem Rundholz abgebremst werden.
Winde1951
Kölle Ferdl sen., Wenger Albert, Kölle Ferdi jun.

Die Behörde genehmigt als erstes Fluggelände die Aumühlwiesen. Jetzt findet mit dem SG 38 und der Winde an den Wochenenden ein regelmäßiger Flugbetrieb statt. Der Schulgleiter wird im Fliegerheim untergestellt und muß vor jedem Flugbetrieb aufgebaut werden. Die Startgebühr beträgt 0,50 DM. Die militärischen Lehrjahre der Mitglieder lassen sich nicht so einfach ablegen und so muß sich jeder Pilot nach der Landung beim Fluglehrer zurückmelden, Bericht erstatten oder Belehrungen entgegennehmen.
Einen Höhepunkt stellt das erste "Schaufliegen" mit der neuen Winde und dem SG 38 beim Volksfest in Eichstätt dar.

1952
Neues Flugzeug und neues Gelände

Baby III Inzwischen wird in der kleinen Werkstätte "Fliegerheim" das von Willi Meister begonnene Baby III fertiggebaut und ohne Prüfer und ohne Lackierung auf den Aumühlwiesen eingeflogen. Die Sehnsucht, endlich fliegen zu können, ist so groß, daß unter Regie von Willi Meister das noch nicht komplette Baby trotzdem aufgebaut und geflogen wird.

Ein neues Flugzeug ist ein Ereignis für die ganze Bevölkerung und die Flugzeugtaufe findet am Domplatz statt.

Man kann absehen, daß die Aumühlwiesen auf Dauer als Segelfluggelände nicht geeignet sind. Das enge Tal und die Stadtnähe hemmen die Entwicklung des Flugbetriebs. Willi Meister findet die Waschette, den Exerzierplatz der Bayerischen Bereitschaftspolizei, als geeignetes Segelfluggelände und man beginnt im Frühjahr 1952 mit den ersten Probestarts auf dem neuen Flugplatz.
Auf dem neuen Fluggelände ist zunächst keine einheitliche Start- und Landerichtung festgelegt, man startet in alle Himmelsrichtungen je nach Windrichtung.
Der SG 38 wird vorerst im Schafstadel mit einem Flaschenzug an der Decke aufgehängt und muß somit nicht jede Woche vom Fliegerheim auf die Waschette gebracht werden. Vor dem Flugbetrieb müssen das Telefonkabel und das Windenseil von Hand ausgelegt werden. In Nord- Südrichtung sind es ca. 1000 Meter. Der Schulgleiter wird nach der Landung per "Kuller" zurückgeholt. Der Pilot hat den "Schwanz" des Flugzeuges auf der Schulter zu tragen und zwei Mann ziehen an der Deichsel.

Das neue Fluggelände bewährt sich. Man benötigt allerdings eine Flugzeughalle und das Grundstück dazu. Inzwischen hat der Verein schon zwei Flugzeuge, einen SG 38 und das Baby III sowie eine Winde (Winden-Kennzeichen SW-BY-1053), die bereits einen fahrbaren Untersatz besitzt. Als Unterbau dient ein Fahrzeug aus dem letzten Krieg, ein sogenanntes Kfz 15 - Allradantrieb mit V8 Horchmotor. Es steht seit dem Krieg in der Notre Dame. Die Eichstätter Feuerwehr ist auch an diesem Fahrzeug interessiert, aber die Flieger sind bei der Beschaffung und Organistation schneller!
Mit Schreiben vom 27. Mai 1952 vom Bay. Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten wird unser jetziges Fluggelände erstmals amtlich zugelassen.
Wie schon erwähnt, startet und landet man nach allen Himmelsrichtungen je nach Windrichtung. Eine Landestelle ist z.B. der jetzige Modellflugplatz! Allmählich wird aber doch die Ost- Westrichtung bevorzugt und diese Landebahn muß in mühevoller Handarbeit planiert und dabei die vielen harten Ameisenhaufen beseitigt werden. Mit dieser Arbeit ist hauptsächlich jahrelang unser Bruder Ulrich vom Salesianum beschäftigt.
Der Eichstätter Stadtrat beschließt am 2.7.1952 den Verkauf der im Stadtbauhof lagernden Baracke für 1000,- DM an den Fliegerclub Eichstätt. Dies wird die erste Flugzeughalle auf der Waschette mit einer Größe von ca. 35x12m, welche bis zum Brand 1975 dem Verein als Halle dient.

Was sonst noch im Verein diskutiert wird, zeigen die Auszüge aus den Protokollen der Mitgliederversammlungen:
"Die Flugdienstzeit an Schulungs- und Übungstagen wurde von der Versammlung wie folgt beschlossen und festgelegt:
Beginn des Flugdienstes um 8 Uhr, Mittagspause 1 Stunde (je nach Witterung),
Ende des Flugdienstes (d.h. letzter Start) um 18.00 Uhr."
Protokoll vom 2. Oktober 1952
Zu 3.) Zu Punkt "Startgeld" stellte Kassier Pestel folgenden Antrag:
Muß ein Pilot, der mit seiner Maschine am Exerzierplatz gestartet ist, aus irgend einem Grund im Tal bei Rebdorf notlanden, so erhöht sich das Startgeld für den betreffenden Piloten, um den erhöhten Benzinverbrauch beim Rückholen mit der Winde zu decken. In anderen Fällen dieser Art wird sinngemäß verfahren (z.B. bei Überlandflügen). Ferner stellte Kassier Pestel den Antrag, daß Mitglieder, die Startgeldschulden von vorhergegangenen Flugdiensten haben, grundsätzlich nicht mehr gestartet werden.
Unter anderem wurde vom Ausschuß beschlossen, daß der Seilrückholer bei Flugbetrieb, sofern er nicht abgelöst wird, einen Freistart erhält. In der kommenden Mitgliederversammlung soll darüber endgültig entschieden werden.

1953
Ein Doppelsitzer für Gäste und Schulung

Nachdem nun zwei Flugzeuge SG 38 und Baby III zur Verfügung stehen, wird fleißig geflogen. Die Segelfluggruppen von Wolnzach, Ingolstadt und Selb kommen mit ihren Flugzeugen nach Eichstätt, da hier ein Fluggelände und eine Schleppwinde vorhanden sind. Zusammen mit den Eichstätter Flugzeugen stehen oft mehrere Flugzeuge für den Flugbetrieb zur Verfügung.
Umgekehrt fahren die Eichstätter Flieger im September 1953 mit ihrer Winde, dem neuen Bergfalken und dem Baby zum Flugtag nach Pfaffenhofen.
Ein Artikel im Eichstätter Kurier verdeutlicht, welchen Stellenwert die Fliegerei und der Fliegerclub haben.

Um aber dieses neue Flugzeug finanzieren zu können, gehen einige Vereinsmitglieder, allen voran Willi Meister, von Haus zu Haus, um die fehlenden Finanzmittel in Form von Spenden zu sammeln. Trotz der zahlreichen Spenden ist die Kasse anschließend leer und der erforderliche Flugzeuganhänger für den Bergfalken II wird aus den Resten von Wasserleitungsrohren zusammengebaut. OB Hutter
OB Dr. Hans Hutter und Willi Meister

1954
Der Leistungsflug beginnt

Mit dem neu gebauten Baby absolviert Viktor Meyerle den ersten Streckenflug nach Mündling bei Nördlingen. Dabei entstehen erhebliche Schwierigkeiten bei der telefonischen Übermittlung der Außenlandung. In einem Zeitungsbericht schildert der Pilot seinen Flug und die Versuche, die Rückholer zu erreichen, folgendermaßen:
Aus dem Eichstätter Kurier, 27. Mai 1954:
"Telefonisch versuchte ich dann, meine Eichstätter Kameraden zu erreichen. Über verschiedene Behörden. Erst durch die Bahn glückte es mir, in der Nacht gegen 12 Uhr. Unser Boß und alle anderen hatten sich schon Sorgen gemacht. Verständlich. In der Nacht um ½ 3 Uhr wurde ich dann mit der Maschine durch unseren Transportwagen wieder nach Hause geholt."

1955
Eine Nacht im Flugzeug

Bereits im Dezember 1954 legten Heinz Weimar, Karl Kölle sen. und Viktor Meyerle in Eichstätt die Fluglehrerprüfung ab. Der erster Überlandflug mit der Mü 13 nach Winklarn bei Oberviechtach mit 116km zeigt, daß diese jungen Fluglehrer nicht nur Platzrunden fliegen, sondern selbst sehr aktive Leistungsflieger sind. Auch dieses Mal gibt es wieder Schwierigkeiten mit den Rückholern. Der Pilot muß im Segelflugzeug übernachten und kann erst am nächsten Tag abgeholt werden.
Ein ausführlicher Artikel erscheint Anfang Mai 1955 im Eichstätter Kurier zu diesem Flug. Einige Auszüge davon sind hier zu lesen:

Segelflieger übernachtete in der Flugzeugkanzel
1. Streckenrekord der MUE 13! Große Pläne bei den Eichstätter Segelfliegern


Sonntag für Sonntag sind die Eichstätter Segelflieger nun wieder auf dem Frauenberg anzutreffen. Bereits am vergangenen Sonntag war ihnen ein großer Erfolg gelungen. Fluglehrer Meyerle war mit der MUE 13 ein Überlandflug bis kurz vor die tschechische Grenze gelungen. Mit lachendem Gesicht erzählte uns Viktor Meyerle jetzt von diesem Flug. Fluglehrer Weimar hatte kurz nach 12.00 Uhr mit der MUE 13 innerhalb von 20 Minuten eine Startüberhöhung von 1000m geschafft, die für die Silber-C nötig ist. Die am Himmel hängende Gewitterwolke hatte sich jetzt richtig entwickelt, und als Meyerle startete, bekam er sofort Anschluß. In 25 Minuten hatte er bereits eine Höhe von 2000m erreicht. Ohne Geld, nur mit Hemd und Hose bekleidet ging er mit dem Wind auf Richtung. In rascher Fahrt gings das Altmühltal bis Beilngries entlang. Seine Höhe schwankte während des ganzen Fluges zwischen 1400 und 2350 m. Während des Fluges kam der Pilot zweimal in Regenboen. Weit erstreckte sich sein Blick über die Landschaft zu seinen Füßen. Schon von weitem waren die Berge des Böhmerwaldes und des Bayerischen Waldes zu sehen. Noch immer hatte die Maschine die gleiche Höhe. Doch die Wetterlage verschlechterte sich zusehends, so daß 7 km neben der tschechischen Grenze gelandet werden mußte. In 2 Stunden und 25 Minuten hatte er die Strecke von 116 km zurückgelegt. Dafür sollte es jetzt um so länger dauern, bis er abgeholt werden konnte. Trotz aller Bemühungen um einen Wagen mit Anhängerkupplung fand man niemand, der einen solchen zur Verfügung gestellt hätte. So konnten die Kameraden Meyerle erst am Montag abholen. Er hatte sicherheitshalber in der Maschine übernachtet.
Da das Interesse am Leistungsflug immer größer wird, beschließt der Verein ein neues leistungsfähiges Flugzeug, einen L-Spatz, von der Fa. Scheibe aus Dachau zu kaufen. Dieses Flugzeug ist momentan das beste Segelflugzeug am Markt und schon bald gelingen Zielstreckenflüge und Dreiecksflüge über 300 km.

Der Boss
Der Boss und...
  Lehrbub
sein Lehrbub (Ottmar Schmidt)

Segelfliegen nicht nur für "harte Männer"

Segelfliegen ist nicht nur Männersache, das beweißt Annemarie Obermeier, von allen nur "Mirl" genannt. Bereits am 13.9.1951 tritt sie als 20. Mitglied in den Fliegerclub Eichstätt ein. Ihre Schulung beginnt mit dem SG-38. Als weitere Typen fliegt sie das Grunau Baby und den L-Spatz.

1956
Fünf Stunden bei eisiger Kälte

Das Hangsegeln ist sehr verbreitet und beliebt, besonders wenn es um die Flugzeit für die "Silber- C" geht. Jeder brauchbare Wind wird ausgenutzt, egal ob Sommer oder Winter. Man startet am Exerzierplatz auf der Waschette mit der Winde, überquert die Stadt und das Altmühltal und kommt mit etwa 50 Meter unter der Hangkante bei Wintershof an. Bei günstigem Wind kann man bis zu 300 Metern hoch, stundenlang zwischen Schönblick und Häringhof hin und herfliegen. Gelandet wird im Tal auf den Wiesen bei der Schlagbrücke oder in Rebdorf, da ein Zurück gegen den Wind mit diesen Flugzeugen nicht möglich ist. Es muß auch nicht erwähnt werden. daß es bei diesen Aktionen recht kalt ist. Ein Beschlagen der Kabinenhaube ist jedoch nicht möglich, da ja mit offener Kabine und so mit genügend Frischluft geflogen wird.
Am 22. Januar gelingt Viktor Meyerle am Wintershofer Hang bei starkem Südwind ein 5 ½ Stundenflugim Baby III mit offener Kabine.

Anscheinend haben die Segelflieger aber nicht nur Gönner, was ein Artikel im Eichstätter Kurier, 22.Januar 1956 zeigt:
Einbruch in Segelfliegerhalle
In die Segelfliegerhalle auf dem Frauenberg ist eingebrochen worden. Dies wurde am Samstagnachmittag entdeckt. Gestohlen wurde das Armaturenbrett der Mü-13E. Wer kann Angaben über den Täter machen?

1957
Wieder wird ein neues Flugzeug gebaut

Man beschließt wieder ein Segelflugzeug zu bauen und zwar eine K3. Es ist ein kleiner leichter Segler mit 10 m Spannweite, V-Leitwerk und ca. 100 kg Gewicht. Die K3 hat kein Rad, sondern eine Landekufe und muß deshalb bis zum Startplatz getragen werden. Die Konstruktion ist eine Gemischtbauweise, d.h. die Flügel sind aus Holz und der Rumpf aus Stahlrohr. Das ist der erste Stahlrohrrumpf, der im Verein gebaut wird. Dazu braucht man einen Flugzeugschweißer. Der "Boss" Willi Meister schickt sofort Viktor zum nächsten Schweißerlehrgang und bis die Lizenz vorliegt, ist der Rumpf schon fast fertig geschweißt. Für den Bau der K 3 werden 1500 Arbeitsstunden geleistet.

1958
Die Schwarzarbeit hat ein Ende

Viktor Meyerle ist jetzt geprüfter Flugzeugschweißer und die "Schwarzarbeit" an der K3 ist endlich vorbei. Die K3 wird fertig gebaut und am Segelflugplatz "Aumühlwiesen" von ihm persönlich eingeflogen, da er ja die Verantwortung für die Schweißarbeiten trägt.
Im November 1958 findet unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Flugzeugtaufe der K3 auf dem Leonrodplatz statt. Pater Kiasowsky weiht das neue Flugzeug. Die kleine Irmi Kölle, Tochter des Werkstattleiters, gibt dem Flugzeug ihren Namen.

Der Fliegerclub Eichstätt ist ein treibender und zukunftsorientierter Verein in Bayern und so findet der erste Segelfluglehrgang auf der Waschette statt. Mit den Eichstätter Segelfliegern nehmen die Augsburger, Pfaffenhofener, Dittenheimer und Allersberger Segelflieger daran teil. Ziel des Lehrgangs ist es, die Piloten für den Leistungsflug weiterzubilden.
Wie in jedem Verein sind die Finanzmittel immer knapp und man sucht Sponsoren für die Fliegerei. Im Herbst 1958 erhält die Mü 13 E als erstes Flugzeug die Reklameaufschrift "Wurmbier". Da dieses Flugzeug häufig über der Burg und damit auch direkt über unserer Eichstätter Brauerei kreist, dauert es nicht lange, bis die örtliche Hofmühlbrauerei die Werbung für unseren Doppelsitzer übernimmt.

Ein Motorsegler für den Fliegerclub Eichstätt wird gebaut

Der Bau der K3 ist abgeschlossen und da der Verein eine Winterarbeit braucht, entsteht aus dem Segelflugzeug Baby III ein Motorsegler für den Fliegerclub. Dazu bauen Viktor Meyerle und einige Kameraden einen Motorradmotor, DKW RT-350 mit 18 PS, flugtauglich um. Die erforderliche Luftschraube bastelt Siegfried Holmer in mühevoller Holzarbeit selbst. Als Motorbock dient eine Stahlrohrkonstruktion, welche an den Hauptbeschlägen und den Anschlußbolzen der Flügel befestigt wird.

1959
Der erste Motorsegler fliegt

Man weiß nicht genau, ob dies nicht sogar der erste Motorsegler in Bayern ist, aber mit Sicherheit einer der ersten und sicher der erste hier im weiteren Umkreis.
Ganz ohne Zulassung "nur zur Erprobung" werden am 9.8.1959 drei Starts gemacht.

Zulassung für Motorflugzeuge

Das bisherige Fluggelände auf der Waschette wird als Landeplatz für Flugzeuge bis 1000 kg zugelassen. Somit können erstmals auch kleine Motorflugzeuge am Eichstätter Flugplatz landen. Um die Auflagen eines Landeplatzes zu erfüllen wird u.a. ein Signalfeld neben der Holzhalle angelegt, die Startbahn mit halbierten und rot/weiß gestrichenen Ölfässern markiert und ein Windsack auf dem nördlichen Alleebaum neben der Startbahn aufgestellt.

Der komplette Flugzeugpark
Der komplette Flugzeugpark mit SG 38, K3, L-Spatz 55. Grunau Baby III und Mü13 E
Damit sind die Voraussetzungen für den Motorflug in Eichstätt gegeben und natürlich entstehen in den Köpfen einiger Mitglieder die ersten Gedanken, in Eichstätt ein Motorflugzeug zu bauen. Josef Schels ist hier schon schneller und mit seiner selbst gebauten Jodel BB landet er zum ersten Mal in Eichstätt.